Ich war Bogenschießen. Eine Woche lang in einem Kloster, abseits von Dörfern gelegen, umgeben von Natur. Aufgenommen in einer herzlichen Gemeinschaft von vielen unterschiedlichen Menschen. Wir alle waren da zum Lernen, zum Ruhe tanken und Innehalten.
Mitten im Wald in der herrlichsten Kulisse, die man sich vorstellen kann, waren wir versammelt. Eine große Wiese, eine Lichtung, von allen vier Seiten umgeben von Wald.
Wir waren eine große Gruppe mit ungefähr 15 Menschen. Unsere Übung bestand darin in große Entfernungen unsere Pfeile zu schießen. Beim Bogenschießen vereint sich Körper und Geist. Man muss ganz ruhig werden, und sich den Bogen zu eigen machen. Es erfordert volle Konzentration.
Beim Spannen meines Bogens mitten auf der Lichtung zwischen all den anderen platzierte ich mein Gesicht zu weit mach vorne. Beim Abschuss ratschte die Sehne des Bogen an meiner linken Gesichtshälfte mit voller Wucht vorbei. Autsch!
Am schlimmsten war der Schreck. Ich war so konzentriert und nicht gefasst auf den brennenden Schmerz in meinem Gesicht. Tränen stiegen mir in die Augen. Ich fühlte mich ganz klein.
Mein Bogenlehrer ließ seinen Bogen sinken und kam ganz langsam zu mir. Er sagte nichts, denn es bedurfte keine Worte. Er gab mir eine Schulter zum anlehnen und das Gefühl: Ich sehe dich. Du bist mit deinem Schmerz bei mir gut aufgehoben. Es wird wieder besser werden.
Den nächsten Schuss setze ich mit einer Hand auf meiner Schulter.
Gemeinsam mit ihm konnte ich wieder stark sein und mich trauen weiter zu gehen.
Meiner Hündin geht es nicht anders. Auch sie fühlt die Verunsicherung, wenn Bewegungen plötzlich schmerzen. Sie möchte nicht alleine mit ihrem Schmerz sein. Sie möchte nicht übergangen werden. Sie möchte wahrgenommen werden.
Und so versuche ich so gut es in meiner Kraft liegt, da zu sein. Ihr Halt zu geben, wenn es schmerzt. Sie ernst zu nehmen und Trost zu spenden. Dafür braucht es kein Großes Aufheben, keine Worte. Es braucht einen Blick der versteht. Es braucht ein Herz, dass sich öffnet für die Schwierigkeiten des Gegenübers. Es braucht Geduld und Mut innezuhalten und abzuwarten bis sie sich wieder traut weiter zu gehen. So können wir gemeinsam stark sein.