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Hoffen und Bangen


Wir eilten zur Seilbahn und fuhren ins Tal. Dort kamen kurz nach uns auch Rika und Papa mit dem Auto an. Problem war nur: Der Tank war leer! Sie wollten möglichst schnell zu uns kommen und tanken hätte zu viel Zeit gekostet. Nun standen wir aber vor dem Problem eine Tankstelle zu finden. Aber wir hatten Glück und uns begegnete eine auf dem Weg zu der Stelle, von der wir vermuteten Davita zu finden.

Ich war völlig aufgelöst und schwankte zwischen absoluter Verzweiflung und der Hoffnung sie gleich wieder zu finden. Wir teilten uns auf und suchten unterhalb der Stelle, an der sie abgehauen war. Aber es wurde viel zu schnell dunkel. Und wir waren nicht ausgerüstet für eine Suche im dunklen Wald im tiefem Schnee.

Also mussten wir unsere Suche abbrechen und ohne meinen kleinen Hund nach Hause fahren. Ich stand wie unter Schock.

Zu Hause wärmten wir uns auf und dann begann die „Suchaktion Davita“. Ein Teil der Familie machten sich noch am Abend erneut auf den Weg zum Belchengipfel. Sie wollten an der Stelle, an der wir Davita verloren hatten, eine Box aufstellen. Problem war nur: Die Seilbahn hatte so spät abends (ca. 21 Uhr) keinen Betrieb mehr. Also mussten sie die Piste rauf stapfen. Teilweise sogar quer durch Schneekanonen.

Mama und ich zu Hause versuchten so viele Leute wie möglich für den nächsten Tag zu mobilisieren. Wir telefonierten, posteten in Facebook und schrieben in Whats App was das Zeug hielt. Wir planten Routen und Stellen, die abgesucht werden mussten, organisierten Schneeschuhe, und Ausrüstung für alle.

Um Mitternacht kamen die nächtlichen Wanderer zurück und wir beschlossen noch ein bisschen auszuruhen, bevor es am nächsten Tag um halb acht losgehen sollte.

Am nächsten Morgen starteten wir mit 20 Leuten Richtung Belchen. Wir waren in Zweier Teams unterwegs und durchkämmten das gesamte Gebiet. Wir gingen wirklich bis an unsere letzten Kräfte. Die Witterung war gegen Ende furchtbar. Es schneite, hatte Nebel und am Gipfel peitschte ein ekliger Wind. Zusammen mit unserem Frust, dass wir sie nicht gefunden hatten, wurden die letzten Meter im Tiefschnee zu einer richtigen Qual.

Nach 5 Stunden Suche und keinem Erfolg ging es wieder nach Hause. Wir hatten überall gesucht und meine Großeltern hatten währenddessen großräumig Suchplakate verteilt. Mehr konnten wir nicht tun.

Also begann die Warterei. Warten, dass das Telefon klingelt und sie vielleicht jemand gesehen hat. Das macht einen wahnsinnig. In der ersten Woche fuhren wir jeden Tag hoch zum Belchen. Wir suchten, riefen nach ihr und verteilten hunderte von Flyer und Suchplakaten.

Wir inserierten in der Zeitung, in Onlineplattformen, informierten Förster, Jäger, Bergwacht, Skischulen und Wanderer, die Polizei, Gemeinden, Tierheime, Tierärzte und suchten Rat bei Tierkommunikatiorinnen.

Nach einer Woche wurde ein kleiner Hund bei Heitersheim gesehen. Also gingen wir dort auf die Suche. Auch hier ohne Erfolg. Ein paar liebe Hundefreunde mit ihren Suchhunden kamen uns zur Hilfe und konnten mit großer Sicherheit sagen: Davita war nie hier unten.

Also waren wir wieder am Anfang.

 

Keine Sichtung, kein Hinweis, gar nichts. Kein einziges Lebenszeichen.

 

So ging es drei Wochen lang. Wir lebten in einem Zustand zwischen Hoffen und Trauern.

Aber richtig glauben, dass sie noch unterwegs sein könnte, das ging irgendwie nicht mehr. Es war so kalt auf dem Belchen und so schlechtes Wetter seit Wochen.Unser Leben ging weiter. Zwar nicht so richtig und nicht mit vollem Herzen. Aber es musste weitergehen.